Joel 2

Text: Joel 2,1-2 Joel 2 Einleitung Das zweite Kapitel beschreibt umständlicher die teils schon angefangene, teils noch weiter bevorstehende Verwüstung des Landes durch außerordentliche Dürre und allerlei Geschmeiß, wobei aber der HErr selber immer zur Buße ermahnet, und noch Hoffnung auf einen übrigen Segen macht. Die Rede teilt sich gar merklich in zwei Hauptteile, V. 1-14 und V. 15-27. Text: Joel 2,1-2 V.1-14: Zuerst werden alle Einwohner des Landes zusammen genommen, und ohne Unterschied zur Buße ermahnet. Manches ist in den Schätzen GOttes noch verborgen, und wird erst bei der Vollendung des heiligen Grimmes GOttes noch offenbar werden; Manches aber ist auch schon: so ausgeführt, daß dergleichen nimmer kommen wird. Wohl dem, der vom zukünftigen Zorn erlöset ist. Text: Joel 2,3-5 V.3: Lang anhaltende Dürre und große Hitze ist zur Vermehrung und schnellen Ausbreitung solcherlei Geschmeißes besonders wirksam. V.3-5: Wie hiermit wirkliche Heuschrecken und Geschmeiß mit feindlichen Rossen und Reitern verglichen, und ihr Einfall so beschrieben wird, wie man den Einfall eines feindlichen Heeres beschreiben könnte; so werden umgekehrt wirkliche feindliche, schädliche, häufig sich zudringende Völker, als Heuschrecken beschrieben ( Offenb. 9:3. ff.) . Was einem, einzeln betrachtet, oft zu Schwer dünken, und zu wenig Überzeugung gewähren könnte, das ist für einen an die ganze Schriftsprache Gewöhnten und mit Beugung unter derselben Stehenden weit leichter und geläufiger. Man lasse sich nur in Herz, Sinn und Gedanken recht vom Wort GOttes bilden, und schlage die Herunterlassung, die GOtt darin braucht, nicht im Eigendünkel aus. Text: Joel 2,6 Überhandnehmende Furcht ist eine besondere Zugabe bei einbrechenden Gerichten. Unter den vorigen: Sicherheiten und Üppigkeiten sammelt man sich Materie zu solcher Furcht. Text: Joel 2,7-11 Weil die sämtlichen Gerichte GOttes endlich an jenem großen letzten Tag des Zorns ihre Vollendung bekommen, so werden auch die frühere Gerichte schon so beschrieben, wie sie den Menschen in ihren Gewissen jenen Tag mit allem Schrecklichen, und sonderlich mit ihrem Unvermögen zu: bestehen, empfindlich darstellen. O was ist es um der Menschen Fleisch, wenn es außer der Gefahr und Not ist, wie trotzig ? aber wie unvermögend und verzagt in der, Not? Text: Joel 2,12-14 V.12: Dieser erweckliche Eingang wird zu der gleich folgenden Buß=Ermahnung mit gutem Bedacht gemacht, damit man es desto weniger einen gutgemeinten menschlichen Einfall des Propheten achte, wie es so den Leuten oft kommt: man nehme eben von dem, was den Menschen sonst empfindlich sei, Gelegenheit, sie zur Buße zu ermahnen, und ihnen noch Linderung der Gerichte zu versprechen; es gehe aber damit doch seinen Gang. Diese ungläubige Geringschätzung der Buß=Ermahnung räumt dieser Eingang aus dem Weg, und lehrt das Folgende nicht als Menschenwort aufzunehmen., sondern, wie es wahrhaftig ist, als GOttes Wort. V.12-14: Keiner könnte sich zur Buße bequemen, wenn nicht gleich auch so ein Same zum Glauben und zur Hoffnung auf Gnade ins Herz gelegt würde. Und wenn schon diese Hoffnung nur allgemach aufgeht, wie der Ausdruck anzeigt: wer weiß, es mag ihn gereuen; so wird doch das wankende Herz davon im Verborgenen unterstützt, und kann es oft besser fassen, als wenn man es ihm gleich mit allzu großer Gewißheit aufdringen will; wie man denn auch bei wirklicher bußfertiger Zukehr zu GOtt doch dergleichen Milderung in zeitlicher Strafe in GOttes freie Hand und Gnade zu stellen hat. Was GOtt darin tut, tut Er uni Seines Namens willen: wie da einen Segen zum Opfern hinterlassen; so ist überall weislich Seine Ehre und unser Heil so mit einander verbunden, daß auch des Sünders Begnadigung das durch erleichtert wird, weil des Sünders Heil auch zu GOttes Ehre gereicht. Text: Joel 2,15-17 V.15-27: In der zweiten Ansprache werden nun unterschiedliche Arten und Geschlechte der Menschen namhaft gemacht, und Anweisung gegeben, wie die sich in der Demütigung vor GOtt zusammentun, und Ihm begegnen sollen, damit Er Seine ihnen bereits wieder zugedachte neue Gnade würdiglich bei ihnen anbringen könne. Das obige Blasen V. 1. war mehr zum ersten Schrecken und Erwecken, wie das Anziehen der Sturm=Glocke; dies Blasen aber soll nun zum Versammeln eingerichtet sein, die öffentlichen allgemeinen Buß=Übungen zu veranstalten. Unsern ehemaligen allgemeinen Buß= Bet= und Fast=Tagen hat es etwas von der annehmlichsten Freiwilligkeit des Geistes benehmen können, wenn man sie so, als durch obrigkeitliche Befehle ausgeschrieben angesehen hat. Aber wenn man es als einen aus GOttes Liebes=Herzen geflossenen Rat annehme, worunter Er Selber uns an die Hand geben wolle, wie man besonders den mit Seinen zeitlichen Gaben vorher getriebenen Mißbrauch demütig zurücknehmen könnte; so würde es noch jetzt einem Land zum guten Geruch vor GOtt gedeihen. Sonderlich sollten des HErrn Diener unter ihren Amts=Verrichtungen das Weinen Dicht so gar abgehen lassen. Es steht auch im N. T.: ich habe dem HErrn gedienet mit vielen Tränen Apostelgesch. 20:19, und: nun sage ich auch mit Weinen, Phil. 3:18. Es wird nicht im Wege gefunden, sondern will mit redlichem Ernst gesucht sein, wenn so gnädige Antworten GOttes erfolgen sollen, als nun da weiter geschieht. Text: Joel 2,18-24 Je mehr man auch die Betrachtung des göttlichen Worts nur ins Wissen und nicht ins Leben führt, je befremdlicher läßt man sichs verkommen, oft leibliche und geistliche Verheißungen so nah beieinander, ja so innig in einander geflochten sein sollen. Allein GOttes Worte sind alle ins Leben gerichtet, wie es nun bei der wirklichen Erfahrung im menschlichen Leben gar wohl kommt, wenn zur Zeit einbrechender Not auch noch eine Anweisung und Lehre da ist, wie man GOtt und Seine Gerechtigkeit darunter erkennen soll, oder auch, wenn bei wiedererlangter Hülfe einer durch Lehre und Unterricht, zum dankbaren Empfahen der Hülfe, zum Trachten nach der Gerechtigkeit über alles Übrige hinaus, angehalten wird; so taugen auch dergleichen Verheißungen gar nahe zusammen, und machen mit einander erst das aus, was GOtt dem Glauben anbietet, und was Er auch zur Überwindung der Versuchungen von allen Seiten her nötig hat. Text: Joel 2,25-27 O welch eine Lindigkeit GOttes, daß Er jetzt bei dieser ,Verheißung selber so die Rede führt: Ich will euch den Schaden ersetzen, und‘ daß Er es so auf Seinen Namen oder, wie man bei einem Menschen sonst sagt, auf feine Reputation nimmt, daß sie über dem Vertrauen auf Ihn nimmer sollen zu Schanden werden. Welch ein Segen aber auch von der durchgemachten Demütigung, wenn hernach satt werden und den HErrn seinen GOtt loben, so bei einem Eins wird und Eins bleibt, und man GOttes Gaben nimmer so zum Aufblähen, Wohlgefallen an sich selber, Üppigkeit, ungerechtem Untertreten Anderer, mißbraucht, sondern vor GOttes Hand bleibt, in unverrückter Furcht, Liebe und Vertrauen. Text: Joel 2,28-29 Luther 1545: Joel 3,1-2 Joel 3 Einleitung Damit fängt der zweite Hauptteil von Joels Weissagung an. Das Bisherige ist meist auf die nächsten Zeiten gegangen, und GOtt hat darin viel Ermahnungsweise geredet; dieser zweite Hauptteil aber fängt nun mit den Zeiten N. T. an, und geht ganz durch dieselben durch, ja bis in die Verheißungen, teils Ankündigungen des Gerichts. Text: Joel 2,28-29 Luther 1545: Joel 3,1-2 V.28-32: Der Anfang wird mit der Verheißung des Heiligen Geistes und dessen reicher Ausgießung gemacht, aber so, daß. auch hier Tage der gnädigen Heimsuchung und Tage der Rache aber die vergeblich empfangene oder angebotene Gnade gar nahe zusammenstoßen werden. Mit der Sendung Seines Sohnes In die Welt hat GOtt Seine Verheißungen, durch Mose und die Propheten: gegeben, erfüllt; aber mit der Ausgießung Seines Geistes hat Er auch vollends die Reden und Verheißungen, durch den Sohn selber ausgesprochen, in die‘ volle Kraft gesetzt, daß man also wohl‘ die Ausgießung des Heiligen Geistes, und die fortwährenden Kräfte und Wirkungen desselben, die Erfüllung des Evangeliums heißen kann. Der Geist GOttes hat freilich von Anfang mit den Menschen zu schaffen, und ihrem Fleisch zu widerstehen gehabt; aber in solche Gemeinschaft mit den Menschen konnte Er sich nicht einlassen, bis sie durch die Gnade Christi und Seine gestiftete Versöhnung in die Liebe GOttes gesetzt waren, die sie als Begnadigte und Geliebte auch mit dem Geist und dessen herrlichen Gaben und Wirkungen ausgerüstet haben wollte. Und das in solcher Fülle, daß in Christo kein Unterschied zwischen: Söhnen und Töchtern, Ältesten und Jünglingen, Freien und Knechten gemacht würde, sondern wie Zeder des Heiligen Geistes bedürftig, So auch Zeder damit begnadigt würde; so nämlich, daß sich der Geist zwar weit über die Natur erhübe, und sich also Keiner wegen geringer Natur=Gaben wegschätzen dürfte, aber doch auch, daß sich der Geist in Manchem nach der Natur richtete, und z. E. den Ältesten bei ihrem eingekehrten stillen und besänftigten Herzens=Zustand eher mit Träumen Jünglingen bei noch mehrerer Stärke ihrer äußerlichen Sinnen eher mit Gesichten: beikommen konnte. Alles aber nicht zum Spielen, nicht zum Vorwitz, nicht zum Großtun, sondern nach Bedürfnis, nach der Not und Anfechtung, in der man steht, nach der Erbauung und gemeinem Gebrauch, der damit zu schaffen ist. Text: Joel 2,30-32 Luther 1545:Joel 3,3-5 In der Haushaltung GOttes kommt es oft so vor, daß große Gnaden=Erweisungen GOttes und schwere Gerichte nahe zusammenstoßen; entweder daß Gerichte vorangehen, und dem hernachfolgenden Guten Raum machen, oder daß das versäumte Gute nun vollends den Einbruch der Gerichte beschleunigt. So war es bei Jerusalem; diejenigen so die holden Pfingst=Flämmlein, die sich bei der Ausgießung des Heiligen Geistes sehen ließen verachteten, die bekamen Blut, Feuer und Rauch=Dampf bei der Zerstörung zu sehen; wovon der Heiland selber das als die Hauptursache angibt: darum, daß du nicht erkannt hast die Zeit, darinnen du heimgesucht bist. Schon bei der ersten Welt griff GOtt zu solchen Mitteln, da sich die Menschen nimmer an Seinen Geist und dessen Strafe kehren wollten ; und je mehr auch die heutige Welt den Geist dämpft, die Weissagung verachtet, dem Fleisch und seinen Geschäften aufhilft, desto schrecklicher wird ihr der Tag sein, auf den ihr Gericht von langem her nicht säumet. Wer aber den Namen des HErrn anrufet, der kann würdig werden, dem Schrecklichen zu entgehen, und hingegen zu stehen vor des Menschen Sohn.
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